04.10.2020
Am 4. Oktober 2020 feiern Kirchengemeinden Erntedank
Wenn Kirchengemeinden zum Erntedankfest am 4. Oktober 2020 ihre Altäre mit Erntegaben schmücken, um so für Gottes reiche Gaben zu danken, dürfe man den Schutz des Klimas und die Verantwortung, die alle für Gottes Schöpfung haben, nicht vergessen. Das verdeutlichte Bischof Christian Stäblein anlässlich des diesjährigen Erntedankfest: „Gerade bei meinen Besuchen bei Landwirtinnen und Landwirten in Brandenburg habe ich gesehen, wie viel Sorge und Fürsorge insbesondere diese Berufsgruppe trägt, wie sehr sie sich für den Erhalt des Kulturlands für die nächsten Generationen engagiert. Dafür bin ich sehr dankbar. Gleichzeitig stehen wir alle in der Pflicht, gut mit Ressourcen umzugehen und mit der Schöpfung, die uns anvertraut ist.“
Zahlreiche Gottesdienste zum Erntedankfest finden in diesem Jahr im Freien statt, so etwa in Berlin-Kreuzberg im Garten der Jesus-Christus-Kirchengemeinde, in St. Johannis in Moabit als Familiengottesdienst im Kirchgarten oder in Rudow, Heiligensee oder Schönau ebenfalls Open Air.
Auch in Eberswalde, in Malz im Havelland oder Burg im Spreewald wird draußen Erntedank gefeiert. In Cottbus ist der Familiengottesdienst zu Erntedank auf der Kirchwiese vor der Lutherkirche. In Frankfurt (Oder) zieht die Gottesdienstgemeinde nach dem Gottesdienst gemeinsam über die Felder. Im Naturhof Heidesee beginnt der Familiengottesdienst mit einem Erntekronenzug.
Eine Auswahl an Erntedankgottesdiensten finden Sie hier.
In seiner Kolumne in der B.Z. schrieb Christian Stäblein:
"Es gibt gute Jahre und weniger gute Jahre, erntetechnisch gesehen. Meistens ist es gemischt, oder vielleicht passender formuliert: durchwachsen. Auch 2020 ist in Sachen Ernte durchwachsen. Getreide ist dieses Jahr besser als erwartet, Obst und Gemüse hingegen deutlich schlechter, weil: Spätfrost und zu wenig Regen. Auch in der hochindustriellen Landwirtschaft mit digitalisierter Technik ist Wetter und Klima ein entscheidender Faktor. Der Mensch, der fast alles Macher und Könner ist abhängig, gerade wenn es um Landwirtschaft und Ernte geht. Hier wird uns vorgeführt: Entscheidendes im Leben bleibt verdankt, geschenkt, liegt nicht in unserer Hand.
So ist das Erntedankfest am Sonntag für mich ein wichtiges und schönes Fest. Es erinnert uns, dass wir zu danken haben, zuallererst natürlich Gott. Die Schöpfung ist ein Wunder. Dass wir sie in ihren Naturprozessen bis ins Detail analysieren können, macht das Wunder nicht kleiner: was wir zum Leben brauchen, wächst, immer wieder, aus sich selbst. Danke für Gottes Gabe. Zu jedem Jahr gehört die Erntekrone. Ich liebe sie. Sie zeigt die Herrlichkeit der Ähren. Sie ist symbolisch die Krone für den Schöpfer.
Dann aber, auch das gehört unbedingt zu Erntedank, will ich den Landwirtinnen und Landwirten danken. Sie sind durch die industrielle Entwicklung nicht mehr so viele wie früher. Dabei umso effizienter. Und ökologisch ungeheuer bewusst. Klar, wer - wenn nicht sie. Der Mähdrescher, den ich dieses Jahr einmal fahren durfte, kann wirklich ziemlich viel, von GPS-Steuerung bis Bodentemperaturmessung. Das Gefühl für die Natur, Erfahrung und Leidenschaft der Landwirte und Landwirtinnen, bleiben dennoch entscheidend. Die Landwirte ertragen dabei für uns alle die Abhängigkeit von dem, was wir nicht machen können. Und sie ertragen als erste die Folgen des Klimawandels, den wir stoppen müssen. Also Dank an die, die dafür sorgen, dass Brot und Obst auf den Tisch kommen. Gerade in den durchwachsenen Jahren.
Erntedank ist in diesem Jahr für mich besonders. Wir erfahren durch die Pandemie, wie gefährdet unser Leben ist. Und doch sind wir immer versorgt. Auch während des Lockdowns gab es nicht einen Tag, an dem nicht Brot, Butter und Äpfel in den Regalen der Supermärkte vorrätig waren, Danke!"
Hintergrund:
Das Erntedankfest wird in der evangelischen Kirche am Sonntag nach Michaelis (29. September) gefeiert. Aus bäuerlicher Tradition zum Dank für die von Gott gegebene und von Menschen eingebrachte Ernte entstanden, wird am Erntedanktag der Altar mit den Produkten aus Feldern und Gärten geschmückt.Der Dank für die Ernte wird schon in alttestamentlicher Zeit mit dem Fest Schawuot begangen und ist noch heute fest in der jüdischen Tradition verwurzelt. Christliche Gottesdiensten am Erntedankfest thematisieren heute besonders die Verantwortung gegenüber der Schöpfung und erinnern an die Notwendigkeit zu weltweit gerechterem Teilen; die Gaben für den Schmuck des Altares werden anschließend meistens an Bedürftige weitergegeben.