06.12.2024
Ehrenamt in der Notfallseelsorge
Martin Schubach ist 58 Jahre alt und arbeitet als freiberuflicher Sänger, Sprecher und Synchronschauspieler. Ehrenamtlich engagiert er sich in der Notfallseelsorge. Insgesamt arbeiten in Berlin rund 130 Männer und Frauen ehrenamtlich mit.
Die Notfallseelsorge und Krisenintervention Berlin bietet kostenlose Unterstützung an für Menschen, die ganz akut in einer Notsituation sind, sei es, weil sie an einem Unfall beteiligt sind, Zeugen einer Gewalttat wurden oder in ihrem Umfeld plötzlich jemand gestorben ist. Die Mitarbeitenden in der Notfallseelsorge machen dies ehrenamtlich und erhalten eine spezielle Ausbildung, damit sie Menschen in Notsituationen gut auffangen können. Die Notfallseelsorge bietet rund um die Uhr verlässlich Hilfe und Begleitung an.
Die Notfallseelsorge Berlin wird über die Leitstelle der Berliner Feuerwehr, die Berliner Polizei oder die Berliner Verkehrsbetriebe angefordert. Träger sind die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, das Erzbistum Berlin, die Johanniter-Unfall-Hilfe, der Malteser Hilfsdienst, der Arbeiter-Samariter-Bund, das Berliner Roten Kreuz, die Muslimische Notfallseelsorge und die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft.
Herr Schubach, wie sind Sie zu diesem Ehrenamt gekommen?
Martin Schubach: Zu dieser Tätigkeit bin ich durch meine eigene Biografiearbeit und einige Fügungen die es in meinem Leben gab, gekommen. Und letztlich durch Freunde, die in diesem Bereich bereits tätig waren. Mit der Entscheidung, mich ehrenamtlich in der Notfallseelsorge/ Krisenintervention zu engagieren und die entsprechende Ausbildung zu absolvieren, habe ich ein neues Tätigkeitsfeld betreten, auf dem ich viel lerne, nicht zuletzt auch über mich selbst. Das empfinde ich als große Bereicherung.
Was bedeutet es für Sie, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Martin Schubach: Ein Ehrenamt bietet meiner Meinung nach die Möglichkeit, sich sowohl persönlich weiterzuentwickeln als auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und zu stärken. Aber auch wenn nicht jeder Mensch in der Lage ist, sich ehrenamtlich zu engagieren - sich seinen Mitmenschen freundlich zuzuwenden, ohne dafür bezahlt zu werden, sollte jedem möglich sein und sorgt für ein gutes Miteinander.
Durch Ihre Einsätze kommen Sie in Kontakt mit sehr belastenden Situationen. Wie schaffen Sie es, damit umzugehen?
Martin Schubach: Für die Arbeit in der Notfallseelsorge/ Krisenintervention gibt es einige Voraussetzungen und Fähigkeiten die man mitbringen sollte, um dann auch für die entsprechende Ausbildung zugelassen zu werden. Dazu gehören psychische Stabilität und Belastbarkeit, damit man in der Lage ist, gut mit den Situationen und den Menschen umzugehen, zu denen man gerufen wird. Für mich ist es dabei wichtig, die Not und das Leid des Anderen wahrzunehmen, mitzufühlen, aber nicht mit zu leiden. Darüber hinaus muss ich gut für mich selbst sorgen und meine Grenzen kennen.
Und das Wichtigste ist: Ich bin nicht alleine, sondern bekomme Unterstützung durch das Team, bin im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sowie Fachleuten in Nachgesprächen und Supervisionen.
All dies trägt dazu bei, dass ich gut vorbereitet in den Einsatz gehe und wohlbehalten zurückkehre.
(Das Interview führte Bianca Krüger)