Internationales Friedenstreffen von Sant’Egidio in Berlin

26.06.2023

„Den Frieden wagen”

Der Präsident der Gemeinschaft Sant’Egidio, Marco Impagliazzo, hat heute zusammen mit dem katholischen Erzbischof von Berlin, Dr. Heiner Koch, und dem evangelischen Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Dr. Christian Stäblein, das internationale Treffen „Den Frieden wagen. Religionen und Kulturen im Dialog“ vorgestellt. Es findet vom 10. bis 12. September 2023 in Berlin statt und wird von der Gemeinschaft Sant'Egidio organisiert.

Bei einem Pressegespräch im Roten Rathaus Berlin erläuterte Marco Impagliazzo die Notwendigkeit und Chance des Friedenstreffens: „In einer Zeit, in der der Krieg in Europa auf tragische Weise wieder aufgeflammt ist und das Drama so vieler anderer Konflikte in zu vielen Teilen der Welt anhält, wird es dringend notwendig, eine Vision für die Zukunft des Friedens zu entwickeln und gemeinsam aufzubauen. Wir müssen dies gegen alle Resignation mutig wagen, indem wir auch andere große Herausforderungen für die Zukunft der Welt angehen wie Ungleichheit und Armut, die weiter zunehmen, oder die Umweltkrise.“ Der Friedensdialog unter den Religionen, der von Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi mit Nachdruck mit Leben erfüllt worden sei, erscheine manchen naiv in einer Welt, die für einen Kampf der Kulturen und Religionen bestimmt zu sein scheine. „In Wirklichkeit hat er im Laufe der Jahre eine unerwartete Stärke gezeigt und dazu beigetragen, zahlreiche Konflikte einzudämmen oder zu lösen und zu verhindern, dass sie sich zu religiös motivierten Kriegen ausweiten. Wie das von Papst Franziskus 2019 in Abu Dhabi unterzeichnete Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen zeigt, wird der Frieden auch im Dialog zwischen den Religionen aufgebaut. Dies ist keine Naivität, sondern eine Notwendigkeit“, so der Präsident von Sant’Egidio.

Um diese Vision zu erfüllen, werden im September 2023 hochrangige Vertreter verschiedener Religionen nach Berlin kommen. Dazu zählen unter anderem die jüdischen Oberrabbiner David Lau und David Rosen, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, sowie aus dem Islam der Großimam der al-Azhar-Universität von Kairo, Prof. Dr. Ahmed al-Tayyeb, sowie muslimische Delegationen aus Algerien, Saudi-Arabien, dem Irak und Pakistan.

Von katholischer Seite werden unter anderem der Präfekt des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog im Vatikan, Kardinal Miguel Angel Ayuso Guixot, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, teilnehmen. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, ist ebenso dabei wie Vertreter der assyrischen und armenischen Kirche sowie der anglikanischen Kirche. Aus dem politischen Leben werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz an dem Treffen teilnehmen.

Bischof Stäblein betonte aus Sicht der evangelischen Kirche, dass das Friedenstreffen seit vielen Jahren ein Forum für jenen Austausch sei, der für einen nachhaltigen Frieden der Gesellschaften und in der Welt unerlässlich ist: „Dabei stehen Begegnung und Gebet im Mittelpunkt. Sie sind das, worauf es ankommt. Die vielen Ehrenamtlichen unserer Gemeinden und Menschen aller Religionsgemeinschaften werden getragen von der Sehnsucht nach Frieden und von der Frage, was ihm dient. Sie finden hier beim Weltfriedenstreffen jenes Miteinander, das gerade heute wichtig ist. Frieden gibt es nur als gerechten Frieden. Alles andere verdient den Namen nicht. Nach gerechtem Frieden sehnen sich die Menschen dieser Metropole, die gerne Gastgeberin für alle Freundinnen und Freunde des Friedens ist“, so Bischof Stäblein.

Erzbischof Heiner Koch hob während der Pressekonferenz die Bedeutung der Religionen als friedensstiftende Kraft hervor: „Das Sant‘Egidio-Treffen in Berlin gibt Gelegenheit, die Rolle der Religionen auf dem Weg zu einer friedlicheren Welt neu und vertieft zu bedenken und zu bezeugen. Nicht in einer unkritischen Weise, die die Gefahren übersieht, die von einer Religion ausgeht, die sich um eigener Vorteile willen oder unter politischem Druck verzwecken und missbrauchen lässt. Sondern so, dass die in der Religion liegenden Potenziale für eine friedlichere, gerechtere, menschlichere Welt zum Leuchten gebracht werden.“

Hintergrund:
Die Friedenstreffen von Sant’Egidio folgten dem historischen Gebetstag für den Frieden der Weltreligionen, der 1986 von Papst Johannes Paul II. einberufen wurde. Seitdem hat Sant'Egidio die damalige Aufforderung des Papstes aufgegriffen, „den Geist von Assisi weiter mit Leben zu erfüllen“, indem jedes Jahr zu einem internationalen Treffen im Zeichen des Dialogs eingeladen und ein Netzwerk der Freundschaft zwischen Vertretern verschiedener Religionen und Kulturen aufgebaut wird. Diese Bewegung für Frieden und Versöhnung erreicht inzwischen viele Länder der Welt. Die Gemeinschaft Sant'Egidio, die vor 55 Jahren in Rom entstand und heute in über 70 Ländern der Welt vertreten ist, wurde international für ihr Friedensengagement und den Einsatz für die Ärmsten bekannt. Sie ist federführend für die Organisation dieses internationalen Treffens verantwortlich und arbeitet dabei mit der katholischen Kirche und der evangelischen Kirche in Berlin zusammen.

Die jährlich stattfindenden Friedenstreffen möchten den Dialog zwischen hochrangigen Vertretern aus Politik und Religion unter Einbeziehung von Vertretern aus Kultur und Zivilgesellschaft, von Gläubigen und Nichtgläubigen fördern und auf dieser Grundlage eine Kultur des Friedens und des Zusammenlebens stärken. Dies ist ein besonders wichtiges Engagement, um Konflikten vorzubeugen oder entgegenzuwirken, aber auch, um zu verhindern, dass sie in religiös motivierte Kriege abgleiten. Der Frieden und der unerlässliche Einsatz, um ihn aufzubauen, sowie die ökologische und humanitäre Krise mit Tausenden von Flüchtlingen, die ihre Heimatländer verlassen müssen, wie auch die Verringerung von Ungleichheit und Armut werden einige der Themen dieses Treffens sein. Die für jeden zugänglichen Podiumsdiskussionen bieten Gelegenheit zum Austausch über die drängendsten Herausforderungen der Welt sowie über die Verantwortung von Politik, Religionen, Kultur und Zivilgesellschaft für den Aufbau des Friedens.

Nach Aachen (2003), München (2011) und Münster-Osnabrück (2017) wird das internationale Friedenstreffen zum vierten Mal in Deutschland stattfinden. Die Hauptstadt Berlin ist in ihrer von vielen Tragödien geprägten neueren Geschichte zu einem Symbol für Einheit und Versöhnung geworden.

Hinweise: Eine kostenfreie Anmeldung zum Weltfriedenstreffen der Religionen ist für jeden Interessierten ab sofort möglich unter www.santegidio.org. Auskünfte können über die E-Mail FriedenstreffenBerlin2023dontospamme@gowaway.santegidio.de angefragt werden.

Für die Vertreter:innen der Medien wird es im August 2023 einen eigenen Akkreditierungsaufruf von Sant’Egidio, der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sowie dem Erzbistum Berlin geben.

(Pressemitteilung EKBO)

 

 

 

 

 

 

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