Kautz: Friedenstreck soll Dialog fördern und Brücken bauen

09.04.2025

epd-Gespräch: Yvonne Jennerjahn

Berlin/Marienfließ (epd). Am 80. Jahrestag der Kapitulation des NS-Regimes und des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa soll in Berlin eine lange Friedensfahrt bis nach Israel starten. Fast 5.000 Kilometer wollen die Frauen und Männer in mehreren Monaten auf dem Landweg zurücklegen. Pfarrer Helmut Kautz von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist so etwas wie das öffentliche Gesicht des Projekts. Ziel sei, ein Zeichen der Versöhnung und des Friedens zu setzen, sagte der Prior des Stifts Marienfließ in Brandenburg dem Evangelischen Pressedienst (epd) rund einen Monat vor dem Start.

epd: Der Aufbruch zur Friedenstour in den Nahen Osten mit Pferd und Wagen am 8. Mai rückt immer näher. Was beschäftigt Sie im Moment besonders, wenn Sie daran denken?

Helmut Kautz: Wir sind in den letzten Wochen vor dem Start und die Spannung steigt. Es ist ein großes Unterfangen, das wir seit Jahren planen, und jetzt wird es Realität. Mich persönlich beschäftigt am meisten, ob wir alles so organisiert haben, dass der Treck sicher und reibungslos starten kann. Ich denke viel an die Pferde und Menschen, die diese lange Reise antreten, ihre Versorgung, ihre Motivation, ihre Sicherheit. Außerdem geht mir die Symbolkraft dieser Reise nicht aus dem Kopf: 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, nach der Schoah, brechen wir mit einer Glocke aus Militärschrott auf, um ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung zu setzen.

epd: Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen?

Kautz: Wir haben bereits viele organisatorische Meilensteine erreicht. Die Route ist weitgehend festgelegt, Unterkünfte und Rastplätze sind geplant und viele Formalitäten sind in Arbeit. Besonders erfreulich ist, dass wir sechs starke Teams aus erfahrenen Gespannführern und Unterstützern zusammenstellen konnten. Auch die Finanzierung des Projekts macht Fortschritte. Und in Brück in Brandenburg wird uns die Stadt sogar eine Spende von 10.000 Euro überreichen. Die Pferde sind in hervorragender körperlicher Verfassung. Was noch offen ist, sind letzte logistische Fragen, etwa Genehmigungen in einigen Transitländern. Zudem suchen wir weiterhin Sponsoren, da wir noch rund 250.000 Euro für die laufenden Kosten benötigen. Eine Herausforderung ist auch die Koordination der Rückreise der Pferde. Das wird teuer und aufwendig.

epd: Wie viele Menschen und Pferde werden in Berlin zu der Tour aufbrechen? Und wie viele davon wollen die ganze Strecke mitfahren?

Kautz: In Berlin werden etwa 30 Menschen und sechs Gespanne mit insgesamt rund 18 Pferden offiziell aufbrechen. Außerdem werden uns viele Reiter und Unterstützer begleiten, darunter auch die Berliner Polizeireiterstaffel und ein Fahrradcorso. Von diesen 30 Teilnehmern planen einige, die gesamte Strecke bis Jerusalem mitzufahren. Besonders erwähnenswert sind Heinz Bley und Christina Barth-Bußmann, die mit ihren Gespannen die gesamte Reise antreten. Andere werden uns etappenweise begleiten und abschnittsweise ausgetauscht.

epd: Heinz Bley ist Landwirt und Bürgermeister von Crawinkel in Thüringen, Christina Barth-Bußmann aus Niedersachsen ist Krankenschwester und will mit Shetland-Ponys auf Tour gehen. Wie werden Sie sich selbst an der Fahrt beteiligen?

Kautz: Ich werde den Treck intensiv begleiten, insbesondere in der Organisation und Kommunikation. Während der Fahrt selbst werde ich immer wieder vor Ort sein, mit den Menschen sprechen, Berichte schreiben und die Friedensbotschaft weitertragen. Natürlich bin ich auch Teil der Vorbereitungsteams und unterstütze dort, wo es gebraucht wird, sei es in der Logistik, bei kulturellen Begegnungen oder in der Öffentlichkeitsarbeit. Von Mai bis September bin ich jeweils eine Woche auf dem Treck und drei Wochen in der Gemeinde. Von Oktober bis Dezember bin ich im Rahmen eines Studienurlaubes komplett auf dem Treck.

epd: Die Strecke führt durch viele Konfliktgebiete. Ist es realistisch, tatsächlich durch die Türkei, durch Syrien, den Libanon zu fahren?

Kautz: Das ist eine der schwierigsten Fragen. Es ist herausfordernd, durch Länder mit bestehenden Konflikten zu reisen, aber wir glauben an die Kraft des Dialogs und der symbolischen Friedensbotschaft. Wir stehen in Kontakt mit diplomatischen Stellen, um abzuwägen, welche Wege sicher passierbar sind. Unsere Hoffnung ist es, durch die Türkei zu reisen und dann, falls möglich, mit Unterstützung lokaler Partner und Behörden weiterzukommen. Wir haben mit Partnern vor Ort gesprochen und hoffen, dass sich sichere Wege finden lassen. Uns ist bewusst, dass wir flexibel reagieren müssen, falls sich die Sicherheitslage plötzlich verändert. Wir sind uns bewusst, dass sich die Lage jederzeit ändern kann. Sollte eine direkte Durchreise nicht möglich sein, haben wir alternative Pläne. Eine Option wäre, die Pferde auf dem Seeweg zu transportieren, etwa von der Türkei nach Israel. Wir sind auf vieles vorbereitet und werden stets nach sicheren Lösungen suchen.

epd: Was geht Ihnen bei dem Gedanken durch den Kopf, dass die Fahrt vielleicht wegen Auswirkungen von Kriegen und Konflikten unterwegs abgebrochen werden muss?

Kautz: Natürlich ist es eine Möglichkeit, dass wir die Route ändern oder gar abbrechen müssen. Aber das eigentliche Ziel unserer Reise ist nicht nur das Ankommen in Jerusalem, sondern das Unterwegssein selbst. Wir tragen eine Friedensbotschaft durch Europa und den Nahen Osten, wir führen Gespräche, bauen Brücken, und allein schon der Weg dorthin ist eine starke Geste. Sollte uns ein Konflikt aufhalten, dann bedeutet das nicht, dass die Mission gescheitert ist. Wir werden flexibel und verantwortungsbewusst handeln und gegebenenfalls alternative Lösungen finden. Aber unser Grundsatz bleibt: Wir reisen für den Frieden und nicht für die Konfrontation und wir wollen sicher ankommen. Wenn das nicht möglich ist, wird die Glocke einen anderen Weg gehen, um in der „Hand in Hand“-Schule in Jerusalem anzukommen.

epd: Wie sieht Ihr Traum vom Abschluss der Friedensfahrt aus?

Kautz: Mein Traum ist, dass wir mit den Pferden und der Glocke tatsächlich in Jerusalem ankommen und die Friedensglocke an der „Hand in Hand“-Schule aufhängen können. Dass dort jüdische, muslimische und christliche Kinder gemeinsam den Klang der Glocke hören, einen neuen Klang des Friedens. Noch größer wäre mein Traum, wenn diese Reise Menschen inspiriert, selbst aktiv für Frieden und Verständigung einzutreten. Wenn es uns gelingt, mit dieser Fahrt Hoffnung zu geben, Mut zu machen, Menschen zusammenzubringen, dann haben wir unser Ziel erreicht, egal wo die Reise physisch endet.

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