08.04.2025
Berlin (epd). Kirche und Kultur sollten nach Auffassung von Experten die Aufarbeitung der eigenen Kolonialgeschichte stärker vorantreiben. Dazu gehöre auch eine intensivere Auseinandersetzung mit der Geschichte der kirchlichen Missionsgesellschaften, teilte der Kulturbeirat der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Dienstag in Berlin mit. Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats und einer der Sprecher des Kulturbeirats, betonte, die kulturelle und religiöse Aufarbeitung der Kolonialgeschichte müssten „zusammen gedacht werden“.
Zimmermann sprach sich zugleich dafür aus, dass sich Kultur und Kirchen einander unterstützen, wenn es wie derzeit in den laufenden Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung um die langfristige Sicherung kolonialer Aufarbeitung gehe. Kultur und Kirche müssten zudem „wachsam bleiben, wenn sich aktuell Rechtspopulisten gegen postkoloniale Debatten stellen“.
Bischof Christian Stäblein, ebenfalls Sprecher des Beirats, betonte, bei der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit der Missionsgesellschaften gehe es nicht allein um Fragen der Provenienz und mögliche Restitutionen. Im Vordergrund stehe „eine grundsätzliche Veränderung der Haltung gegenüber anderen Kulturen“. Viele der strittigen Objekte in Kolonialdiskursen seien religiöse Objekte, bei denen es um Identität und religiöse Selbstbestimmung gehe.
Der 2022 gegründete Kulturbeirat berät unter anderem die Kirchenleitung in kulturpolitischen Fragen. Ihm gehören 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur und Kirche an.