23.08.2024
Bischof Christian Stäblein: „Das Ringen um Ergebnisse, die Zukunft und Weitblick bieten, erfolgte im demokratischen Streit. Das ist gut so.“
Nach fast sieben Jahren Bauzeit ist am Donnerstag, den 22. August 2024 der neue Potsdamer Garnisonkirchturm mit einem Festakt eröffnet worden.
Bischof Christian Stäblein hielt ein Grußwort bei der Feier vor rund 120 geladenen Gästen. Aus seinem Grußwort:
„Wir bringen als Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in Potsdam einen Turm ein, der als Bildungsort und Bethaus dient, mutig, mittenmang und in offener Partnerschaft. Turmeröffnung heißt aber nicht „fertig-sein“, sondern im Gegenteil: jetzt geht richtig los, was schon eine ganze Weile genau hier stattfindet: die Arbeit der Nagelkreuzkapelle, die Arbeit des Friedenszentrums, die Demokratie- und Geschichtsarbeit in der Ausstellung. Die eigentliche Arbeit an diesem Ort ist Friedensarbeit. Sie ist Weg und Ziel dieses Ortes und ist nie fertig. Friedensarbeit ist konkret oder sie ist nicht Friedensarbeit. Wir stehen an der Seite der Menschen aus der Ukraine. Wir stehen gegen Antisemitismus und wir beten für Frieden.“
„Drei Funktionen hat der Turm, haben Türme immer schon gehabt: Er soll als Wachturm fungieren, auf dass wir nie geschichtslos werden, dass wir nie vergessen, was an Schaden, Verirrung und Verbrechen im Namen und am Ort dieses Hauses, an Frevel und Friedlosigkeit getan und – schrecklich zu sagen – gesegnet wurde. Das geschieht gerade durch eine Ausstellung, die nichts auslässt und schonungslos das Ganze in den Blick nimmt. Außerdem stellt der Turm eine Markierung, eine Marke in der Landschaft, dar, gegen das Verschwinden. Mit der Sprengung sollte Kirche und Gottesdimension aus einer Gesellschaft verschwinden, die immer wieder eine Aussicht auf Zukunft und Frieden braucht. Deswegen steht am Sockel dieses Turms in etlichen Sprachen: Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. Drittens: Ein Turm, ein Kirchturm, ist immer auch ein Finger, der auf Gott weist, zum Himmel, von uns weg. Ein Turm der uns mahnt, nicht immer selber die Macher von allem und unserem eigenen Leben sein zu wollen. Man kann von hier in die Weite und gen Himmel gucken.“
Ab Freitag soll der Turm mit einer Dauerausstellung zur Geschichte für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Das Bauwerk soll laut dem Programmvorstand der kirchlichen Trägerstiftung, Jan Kingreen, zugleich Kirche, Aussichtspunkt, kritisches Museum und Bildungsort sein. Die historische evangelische Garnisonkirche brannte 1945 nach einem Luftangriff aus.