Rabbiner-Kolleg: Aufarbeitung sexueller Vorwürfe erst am Anfang

02.06.2022

Das Potsdamer Abraham Geiger Kolleg steht weiter unter Druck. Nach Vorwürfen sexueller Übergriffe an der jüdischen Ausbildungsstätte fordern Studierende einen kompletten Neuanfang. Das Rabbinerseminar sichert umfassende Aufklärung zu.

Potsdam (epd). Die Interimsdirektorin des Potsdamer Rabbinerseminars Abraham-Geiger-Kolleg, Gabriele Thöne, hat eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe sexueller Übergriffe zugesagt. Ihre Tür stehe Studierenden und möglichen Betroffenen offen, um eine vollständige Aufklärung zu erreichen, sagte die Juristin und ehemalige Berliner Finanzstaatssekretärin am Mittwoch in Potsdam. Hintergrund sind Vorwürfe von Machtmissbrauch und sexueller Belästigung durch Mitarbeiter der einzigen liberalen Rabbiner-Ausbildungsstätte Deutschlands.

Thöne, die seit anderthalb Wochen die Funktionen des bisherigen Kolleg-Rektors Walter Homolka übernommen hat, wollte sich zur genauen Anzahl bekannt gewordener Übergriffe noch nicht äußern. Sie stehe mit ihrer Arbeit erst am Anfang. Zugleich sicherte sie allen Betroffenen Anonymität zu.

Homolka hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe alle seine Ämter ruhen lassen. Dazu gehört auch der Vorsitz der Leo-Baeck-Foundation, die seit kurzem alleiniger Gesellschafter des als gemeinnützige GmbH organisierten Abraham-Geiger-Kollegs ist. Das 1999 gegründete Kolleg ist ein sogenanntes An-Institut der Universität Potsdam, mit der ein Kooperationsvertrag besteht.

Thöne betonte ihren Willen, die Zukunft der Rabbiner-Ausbildungsstätte zu sichern. Dabei soll auch über neue institutionelle Strukturen nachgedacht werden, sagte sie. Über die Zukunft von Homolka wollte sie nicht spekulieren. Für den bisherigen Rektor gelte weiterhin die Unschuldsvermutung. Sie rechnet mit einem Abschlussbericht der Untersuchungskommission im August. Homolka zählt zu den wichtigsten Repräsentanten des liberalen Judentums in Deutschland. Die Tätigkeit von Thöne als Interimsdirektorin ist nach eigenen Angaben nicht terminlich befristet.

Im Mittelpunkt der Vorwürfe sexueller Belästigung steht ein langjähriger Mitarbeiter der Ausbildungsstätte an der Universität Potsdam. Laut Zeitungsberichten handelt es sich um den Ehemann von Homolka.

Studenten des Geiger-Kollegs forderten am Mittwoch in einem offenen Brief, die gesamte Führungsriege des Rabbinerseminars auszuwechseln. Sie beklagen darin ein „toxisches Umfeld“ und Machtmissbrauch, „unter dem einige von uns in extremem Maße gelitten haben“. Das sei nicht durch kleine oberflächliche Veränderungen aufzulösen. Nach Angaben der vom Geiger-Kolleg beauftragten Kommunikationsagentur haben sich einige der Unterzeichner von dem Brief mittlerweile distanziert.

Zudem meldeten sich auch ehemalige Absolventen der jüdischen Ausbildungsstätte am Mittwoch zu Wort. Dort heißt es, das Abraham Geiger Kolleg liege allen „sehr am Herzen und darüber hinaus ist es für den Erhalt und die Zukunft eines liberalen Judentums in Deutschland, Europa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion unverzichtbar.“

Bislang wurden am Abraham-Geiger-Kolleg insgesamt 31 Rabbinerinnen und Rabbiner sowie zehn Kantorinnen und Kantoren ausgebildet. Aktuell gibt es 16 Studierende im sogenannten Rabbinat und sieben Studierende im Kantorat.

(epd)

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y