28.07.2023
Berliner Hitzehotline: 0157/80597870
Nicht nur Kälte macht obdachlosen Menschen zu schaffen. Auch bei Hitze sind sie schweren gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Die Berliner Hitzehilfe versucht, dagegen zu steuern. Verteilt werden Wasser, Hygieneartikel und Sonnencreme.
Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) ruft die Berlinerinnen und Berliner bei Hitze zu mehr Aufmerksamkeit gegenüber obdachlosen Menschen auf. Nicht nur Kälte stelle für Menschen, die auf der Straße leben, eine existenzielle Bedrohung dar. „Auch bei Hitze müssen wir achtsam sein und dürfen die Menschen nicht allein lassen“, sagte Kiziltepe am Donnerstag beim Besuch eines Projektes der Berliner Hitzehilfe auf dem Alexanderplatz.
Kiziltepe appellierte an die Bevölkerung, die Berliner Hitzehotline anzurufen, wenn man obdachlose Menschen bemerkt, die offenkundig gesundheitlich leiden. Sozialarbeiterinnen und -arbeiter wie vom Verein Gangway für Straßensozialarbeit würden sich dann um die Menschen kümmern. Die Maßnahmen reichten von der Ausgabe von Wasserflaschen und Sonnenschutz bis hin zur Bereitstellung von kühlen Räumen. Teilweise böten einzelne Standorte auch Möglichkeiten zum Duschen und zum Wäschewaschen an.
Laut Sozialsenatorin fördert der Berliner Senat in diesem Jahr 14 Projekte der Hitzehilfe mit rund einer Million Euro. Analog zur seit Jahrzehnten erfolgreichen Kältehilfe wurde die Hitzehilfe im vergangenen Jahr als Modellprojekt gestartet. Im kommenden Jahr stehen nach Angaben von Kiziltepe dafür drei Millionen Euro zur Verfügung. Finanziert werden die Angebote überwiegend aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Die Berliner Hitzehilfe endet Ende August.
Nach Angaben von Gangway-Mitarbeiter Juri Schaffranek suchen die Straßensozialarbeit-Teams des Vereins täglich die Brennpunkte auf, wo sich besonders viele Obdachlose aufhalten. Dort sprechen sie die Menschen an, verteilen Wasserflaschen, Hygienebeutel und Sonnencreme und führen, - sofern gewünscht - auch Beratungsgespräche durch. Pro Jahr versorge Gangway so im Durchschnitt bis zu 3.500 obdachlose Menschen. Etwa die Hälfte davon komme aus dem Ausland.
Brennpunkte seien neben dem Alexanderplatz der Hauptbahnhof, der Ostbahnhof, der Bahnhof Zoo, der Stuttgarter Platz und ihre jeweiligen Umgebungen sowie der Görlitzer Park mit dem Wrangel-Kiez. Gerade dort hielten sich besonders viele wohnungslose Jugendliche auf, die eigens von einem Gangway-Team für Jugendliche begleitet werden, sagte Schaffranek.
Dabei wünschten sich die Streetworker mehr Einrichtungen, die bei der Hitzehilfe mitmachen. Schaffranek denkt beispielsweise an Duschräume bei Sportvereinen, kostenlose Zutrittsmöglichkeiten für Obdachlose in den Berliner Freibädern oder geöffnete Kirchen als Orte zum Abkühlen. Angeboten werde das beispielsweise bereits einmal in der Woche von der Taborgemeinde in Berlin-Kreuzberg. „Bei den Sportvereinen und Bäder-Betrieben gibt es allerdings sehr hohe Hürden“, sagte er.
Unverständlich findet er auch, warum es auf einem so hochfrequentierten Platz wie dem Alexanderplatz bis heute keinen Trinkbrunnen gibt. „So etwas würde den Menschen schon sehr weiterhelfen“, sagte der Streetworker. Auch er appellierte an die Bevölkerung, bei Hitze genauer dort hinzuschauen, wo Menschen auf der Straße leben: „Sprechen Sie sie an, fragen Sie, ob Sie helfen können und rufen Sie die Hitzehotline an, wenn Sie Not sehen.“