12.06.2021
Von Pröpstin Christina-Maria Bammel
Sommertage sind Gartenzeittage. Dazu muss man nicht unbedingt einen eigenen kleinen Garten haben. An diesem Wochenende ist Gartentag. Der Tag des Gartens ist eine Initiative des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde, seit 1984. Aber es geht nicht nur um Kleingartenidyll, sondern um ein Bewusstsein für die Schätze der Natur.
Das Motto klingt mal gut: Grüner geht´s nicht. Gartenarbeit hat damit zu tun, viel gesundes Grün entstehen zu lassen. Und alles, was wächst, wird in gewissermaßen auch gezähmt, damit es halbwegs zueinander passt und eins dem anderen nicht Licht, Luft oder Boden wegnimmt. Den Garten zähmen.
Taming the garden, so lautet der Titel eines georgischen Films, der auf der letzten Berlinale gefeiert worden ist. Gleich zu Beginn des Films sieht man, wie ein alter Baum mit ausladender Krone über das Schwarze Meer geschippert wird. Und das, weil ein steinreicher und politisch mächtiger Mann alte Bäume ausgraben und in sein gigantisches artifizielles Gartenprojekt bringen lässt.
Wieso, weshalb, warum? Mit Macht und Geld kann er es eben! Er wird Herr über Entwurzlung und Verpflanzung. Da müssen für den Transport schon mal Berge weichen und Straßen gebaut werden. Und man sieht: Da strebt jemand nach einer Art privatem neuem Eden. Ein Anderswo. Das verspricht dieser Exotik-Garten zu sein; viele Gärten haben dieses geheimnisvolle Versprechen.
Der Film erzählt, was für hohe Preise Menschen bereit sind für ihren Gartentraum zu zahlen. Wie weit gehen wir beim Versuch, die Schöpfung zu bezwingen und zu bezähmen? Einzugärtnern, einzuhegen? Bevor ich mich darüber aufrege, auf was für seltsame Ideen, Baumverpflanzungsideen andere Menschen kommen, schaue ich auf die grüne Landschaft um mich herum mitten in der Stadt. Ist ja klar, was das Wurzelwerk da braucht, um auch in trocknen Monaten Kraft zu schöpfen.
Da können Nachbarschafts-apps helfen, einen Baum zu adoptieren und gut zu versorgen. Und dann haben diese riesigen Bäume eine Chance, stehen zu bleiben und wir können aus ihrem Wurzelwerk und ihrem Grün neue Kraft schöpfen. Ein bisschen klingt das zum Beispiel in dem Gedicht von Rose Ausländer an, wenn sie beschreibt, wie ihr das Laub grüne Geschichten zuflüstert.
„Jeder Baum ein Gebet
das den Himmel beschwört
Grün die Farbe der Gnade
Grün die Farbe des Glücks.“
Ich werde den Tag des Gartens weniger für Gartenarbeit nutzen, sondern um einen weiten Blick in den Garten, in die Schöpfung Gottes zu erhalten, beim Fahrrad-Gottesdienst mit Start in Zahsow. Gottesdienst in Bewegung, Gott bewegt uns, öffnet die Augen unter weitem Himmel. Was für ein Segen. Ich freue mich auf viele neue Begegnungen, die dann vielleicht beim Rasten und gemeinsamen Beten möglich sind.
Nähere Informationen finden Sie hier: https://www.evkirchenkreis-cottbus.de/startseite.html