Thomas de Vachroi, Armutsbeauftragter der EKBO zum internationalen Tag zur Beseitigung der Armut

17.10.2024

"Setzen wir uns gemeinsam ein, dass Armut nicht nur eine Floskel und Fußnote bleibt, sondern das Sie bekämpft und ausgemerzt wird. Geben wir den Betroffenen eine Stimme."

Der Internationale Tag gegen Armut wird jedes Jahr am 17. Oktober begangen. Er wurde 1992 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf die Probleme der Armut und die Notwendigkeit der Bekämpfung von sozialer Ausgrenzung aufmerksam zu machen. Dieser Tag sollte dazu dienen, das Bewusstsein für die Herausforderungen zu schärfen, mit denen Menschen in Armut konfrontiert sind, und um die regionalen und globalen Bemühungen zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ungerechtigkeit zu unterstützen.

Die Bekämpfung von Armut ist ein zentrales Ziel der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, insbesondere Ziel 1, welches die Beseitigung von Armut in all ihren Formen anstrebt. Der Tag sollte eine Gelegenheit bieten, über Fortschritte nachzudenken und die Anstrengungen zu intensivieren, Armut nachhaltig zu reduzieren.

Die internationale Armut ist ein komplexes Problem, das viele Aspekte und Dimensionen umfasst. Eine Forderung gegen internationale Armut muss verschiedene Maßnahmen und Strategien beinhalten.

Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für alle, insbesondere für Frauen und Mädchen. Bildung ist ein entscheidender Faktor, der langfristig zur Armutsbekämpfung beiträgt.

Förderung von nachhaltigen Wirtschaftsmodellen, die lokale Gemeinschaften einbeziehen und ökologische sowie soziale Aspekte berücksichtigen.

Unterstützung von fairen Handelspraktiken, die Kleinbauern und Produzenten eine faire Entlohnung sichern.

Zugang zu medizinischer Grundversorgung und Gesundheitsdiensten, um die Lebensqualität zu verbessern und Krankheiten zu bekämpfen, die Menschen in die Armut treiben.

Aufbau von sozialen Sicherheitsnetzen, um Menschen in Krisensituationen abzusichern und ihnen eine Basis für den Ausstieg aus der Armut zu bieten.

Einbeziehung von lokalen Gemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Entscheidungsprozesse zur Armutsbekämpfung.

Stärkung der internationalen Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik, um nachhaltige Lösungen für die globale Armutsproblematik zu finden.

Um internationale Armut wirksam zu bekämpfen, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der ökologische, soziale und wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt. Die Bekämpfung weltweiter Armut erfordert das Engagement, die ehrliche Innovation sowie Lösungsansätze, die es allen Menschen ermöglicht, ein Leben in Würde zu leben. Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann es gelingen, die Lebensbedingungen für Millionen von Menschen nachhaltig zu verbessern.

Unsere Gesellschaft verfügt über ein in der Geschichte unseres Landes noch nie dagewesenes Ausmaß an Ressourcen, deswegen gibt es kaum eine Entschuldigung, unzureichende Teilhabe und Armut nicht entschieden überwinden zu wollen.

Der Aufruf an die Gesellschaften muss daher lauten:

Schluss mit der Stigmatisierung armer Menschen
Schluss mit dem kollektiven Wegschauen,

Schluss mit der Verachtung menschlicher Not!
Schluss mit Kriegen und Umweltzerstörung!
Gerechtere Verteilung von Reichtum und Ressourcen zum Wohle aller!
Schluss mit unfairen Löhnen und Kinderarbeit u.v.m.

Eine Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren wirtschaftlich Schwächsten umgeht!

Die Not zu lindern, Hilfe anzubieten sowie den Menschen eine neue Perspektive aufzuzeigen, um am gesellschaftlichen Leben wieder teilzunehmen, das ist unsere dringende und notwendige Verantwortung als Staat und Gesellschaft.

Die EU hatte sich auf dem Sozialgipfel in Porto dahingehend verständigt, alles zu tun, um die Armut in ihren Mitgliedsstaaten bis 2030 zu bekämpfen und den Menschen ein menschwürdiges Dasein zu ermöglichen. 

Auch die Bundesregierung sowie die einzelnen Bundesländer bemühen sich, diese vorgegebenen Ziele zu erreichen. Dafür bedarf es aber einer enormen Kraftanstrengung aller gesellschaftlichen Gruppierungen, Kirchen und Verbände. Sparmaßnahmen, wie sie jetzt gerade in der Bundesrepublik und weltweit stattfinden, sind der falsche Weg und gegen das menschliche würdige Leben.

Es geht um mehr als arbeitspolitische und soziale materielle Maßnahmen. Es sind die seit Jahren ausstehenden Maßnahmen für Langzeitarbeitslose, Kinderarmut, Altersarmut, Obdachlosigkeit und die daraus resultierende Not mitten unter uns. Es geht nicht nur um Wohnungen für Geflüchtete, sondern um massenhaft fehlenden bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwache Haushalte. Möglicherweise haben die vielen Flüchtlinge, die bei uns Hilfe suchen, uns erst die Augen geöffnet für all das, was in Deutschland, aber auch international um uns herum an Not und Armut gewachsen ist.

Es fehlt ja nicht an statistischen Daten, die den fortschreitenden Zerfall unserer Gesellschaft in Arm und Reich belegen, aber an den zu seiner Bekämpfung notwendigen Taten.

Matthäus-Prinzip: „Wer hat, dem wird gegeben, und wer nicht viel hat, dem wird auch das Wenige noch genommen“, heißt es im Evangelium dieses Jüngers Jesu.

Setzen wir uns gemeinsam ein, dass Armut nicht nur eine Floskel und Fußnote bleibt, sondern das Sie bekämpft und ausgemerzt wird. Geben wir den Betroffenen eine Stimme.

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