13.10.2023
Gedanken der Klage und Solidarität von Pröpstin Christina-Maria Bammel.
„Denn das Schreckliche, das ich befürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen.“ (Hiob 3,25).
Wir trauern über die verlorenen Menschen, die vielleicht noch Minuten zuvor gesungen, gefeiert habe.
Wir erleben medial und über viele Verbindungen die panische Angst so vieler Menschen, die nichts wissen vom Schicksal ihrer Kinder oder Eltern, wir denken an die vielen Verletzten, die noch um ihr Leben kämpfen.
Wir hören von jenen, die jedes Gefühl von Sicherheit verloren haben. Der organisierte und lang vorbereitete Terror hat die Türen der Wohnhäuser eingetreten.
Wir suchen nach Worten angesichts so perfider wie detailliert vorbereiteter Gewalttaten.
Und wir erkennen, dass letztlich kaum ein Wort fassen kann, wie unermesslich der Schmerz der Getroffenen, wie unermesslich das Leid eines Landes, das ständig in seiner Existenz bedroht ist. „Denn das Schreckliche, das ich befürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen.“
Zeit der Klage, still oder laut, gemeinsam vor allem. Wir sind dankbar darüber, dass Menschen an vielen Orten dieser Welt zusammenkommen, Tränen und Schrecken teilen. Gemeinsam singen sie, beten, halten sich in den Armen. Wir sind eins mit den angegriffenen Menschen in Israel, stehen Schulter an Schulter mit euch in dieser Zeit.
Wir sind nicht naiv. Wir wissen: es wird Versuche geben, die Solidarität zu irritieren durch den Krieg auch der Bilder, wovon auszugehen ist. Es wird Versuche geben und sind schon da, die Wellen des Hasses und des Antisemitismus zu reiten, auszunutzen und zu vergrößern. Wir dürfen angesichts dessen nicht zurückschrecken, sondern werden uns verhalten.
Es wird viel Kraft und Verbundenheit brauchen, Leben zu schützen, Orte zu sichern, zu bergen, zu helfen, zu unterstützen, das nicht Auszuhaltende mit auszuhalten, mitzugehen in der Trauer. Ins Tun zu kommen, Zeichen zu setzen! Welche werden das sein heute und morgen auch aus unseren Gemeinden und Gemeinschaften?
Wir beten
Gott, Ewige, entsetzt und fassungslos macht uns zu sehen, zu hören, auszuhalten aus der Ferne, wie Terroristen Kinder verschleppen, Männer, Frauen tödlich verletzen, Angst und Schrecken und hundertfachen Tod verbreiten. Fall den Todesbringern und ihrem Wahnsinn in die Arme! Beende ihr Morden und Wüten! Bringe die unschuldig als Geiseln Gefangenen sicher nach Hause, tröste die Weinenden und Klagenden, stärke alle Menschen in Angst und Kummer, die in Bunkern und Schutzräumen sind. Steh bei allen, die heute und morgen bei ihren Liebsten an den Gräbern stehen. Schenk Frieden Gott, gib Frieden. Deinen Frieden! Wir bitten dich, verwandle die Dunkelheit, das Chaos, die furchtbare Unsicherheit und Bitterkeit in Licht! Wir wagen es daran festzuhalten, Gott, dass Trauer, Terror und Trauma weichen müssen - der Kraft deines Friedens.
Nimm uns in Anspruch, Orte des Friedens, des Schutzes und der Geborgenheit zu schaffen. Stärke unseren Zusammenhalt mit den jüdischen Gemeinden in unserem Land, in dieser Stadt, die sich oft alleingelassen fühlen, wenn sie von fanatischen Israelhassern bedroht und angegriffen werden. Und lass uns das, was an diesem Tag gebraucht und gefordert ist, tun – lass uns den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit finden. Amen.