19.12.2021
Lesen Sie hier die Predigt des Bischofs nach
Fünf Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz mit 13 Toten und mehr als 60 Verletzten gab es eine ökumenische Gedenkandacht für die Verstorbenen und Verletzten.
Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), hielt die Predigt, die Sie hier nachlesen können. An der Andacht beteiligt waren außerdem der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, Rabbiner Andreas Nachama, Imam Kadir Sanci aus dem Stiftungsrat der Stiftung House of One, Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, Pfarrerin Kathrin Oxen und Pfarrer Martin Germer.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Fehler und Versäumnisse des Staates eingeräumt. „Wir müssen uns eingestehen: Der Staat hat sein Versprechen auf Schutz, auf Sicherheit und Freiheit nicht einhalten können“, sagte Steinmeier am Sonntagabend bei der interreligiösen Gedenkfeier mit Hinterbliebenen und Angehörigen.
„Der Staat - und als dessen Vertreter stehe ich hier vor Ihnen - muss diese Fehler korrigieren, er muss bei neuen Erkenntnissen zur Tat weiter ermitteln“, sagte der Bundespräsident. Nur so könne das Vertrauen der Menschen wieder wachsen.
Versäumnisse habe es auch in der Unterstützung der Hinterbliebenen und Verletzten gegeben, sagte Steinmeier: „Das haben Sie bitterlich erfahren müssen.“ Doch es habe auch Verbesserungen gegeben, und das sei vor allem dem Engagement der Hinterbliebenen zu verdanken.
Bei dem Terroranschlag hatte der tunesische Islamist Amis Amri am 19. Dezember 2016 einen Sattelschlepper in die Besuchermenge des Weihnachtsmarktes gesteuert. Der brutale Anschlag habe unserer Art gegolten, in Frieden, Freiheit und Demokratie zu leben, sagte der Bundespräsident.
Der Regierende Bürgermeister sagte, „wir sind alle immer noch fassungslos“ über den schwersten islamistischen Terroranschlag in Deutschland: „Das sind sehr schlimme Erfahrungen, die uns geprägt haben.“ Der Anschlag habe auch gezeigt, wie wichtig konkrete Hilfe und Unterstützung für die Opfer sei.
Opferbeauftragte hatten zuvor zum Teil scharfe Kritik am Umgang der Behörden mit den Angehörigen geäußert. Die Sprecherin der Hinterbliebenen, Astrid Passin, appellierte an die Behörden, „ebnen sie einen Weg für uns, der nicht lang und steinig sein darf. Betroffene sind wir zeitlebens. Wir brauchen keine Hilfe nur auf dem Papier, wir brauchen Achtsamkeit“. Passin hatte bei dem Anschlag ihren Vater verloren.
Die Bundesinnenministerin erklärte in einem Statement, niemand könne absolute Sicherheit garantieren: „Soweit noch Fragen offen sind, werden wir Antworten suchen. Nichts wird unter den Teppich gekehrt. Das sind wir den Opfern und Hinterbliebenen schuldig.“
Ab 20.02 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags vor fünf Jahren, schlug die Glocke der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche 13 Mal für die 13 Todesopfer.
(EKBO/epd)