Brücken bauen

Genau fünf Jahre ist es her, dass der erste Lockdown ausgerufen wurde. Zur Eindämmung des Corona-Virus. SARS-CoV 2. Lauter Maßnahmen, die ich mir vorher nie habe vorstellen können, passierten in den Märzwochen 2020 und danach. Ich hatte noch nie eine Pandemie dieser Art erlebt. Wir eigentlich praktisch alle nicht. Es war neu – für die Gesellschaft, für die Politikerinnen und Politiker, für alle. Die Angst, die dazu gehörte, das Sterben von Menschen in nächster Nähe, alles neu und deshalb viel Suche nach den richtigen Maßnahmen dagegen.

Ja, der Mensch, wie ihn Gott geschaffen hat, ist ein flexibles, zweifellos irrtumsanfälliges, dabei allerdings überaus findungsreiches Wesen. Wir können uns auf Gefahren einstellen und so Krisen durchstehen. In einem Wort: Wir sind lernfähig. Von den vielen Begabungen, die Gott dem Menschen gegeben hat, ist das vielleicht die Größte. Zu dieser Lernfähigkeit gehört allerdings, zu Rückschau und Aufarbeitung bereit zu sein. Es gilt eben schlicht: Krise und Kritik gehören zusammen. Dann ist die durchgestandene Gefährdung eine Chance.

Vieles war richtig, einiges war auch falsch. Das wissen wir heute. Die Schulschließungen waren ein schwerer Irrtum. Ich bereue, nicht lauter dagegen die Stimme erhoben zu haben. Der Überdruck auf Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten, war nicht gerechtfertigt, weil das geimpft sein nicht vor Weitergabe des Virus bewahrte. Auch das wissen wir heute. Es ist wichtig, das auszusprechen, sonst gibt es wenig Chance, Risse zu überbrücken. Und das aber müssen wir dringend neu lernen: Brücken bauen.

All das ließ sich und lässt sich, gerade da, wo Schmerz bleibt, vor Gott bringen. Außer im ersten Lockdown im März und April 2020 hat es nie wieder in der Kirche eine flächendeckende Absage der Gottesdienste gegeben. Mancher erinnert das anders, Erinnerungen trügen bisweilen. Zur Aufarbeitung gehört auch der kritische Umgang damit. Auch daraus lernen wir, gut so. Lernen macht uns Menschen aus, nicht nur im Blick auf die Pandemie.