22.09.2023
Du willst Frieden, Gott.
Menschen vergessen, leider, sehr schnell. Günter Kunert dichtete nach dem zweiten Weltkrieg ein berührendes Antikriegsgedicht darüber. Am Ende dieses knappen Gedichts mit dem Titel „Über einige Davongekommene“ sagt ein Mensch, der aus den Trümmern seines zerbombten Hauses hervorgezogen wird: „Nie wieder. Jedenfalls nicht gleich.“
Heute, am vierten Todestag Kunerts, bestätigen sich seine Worte in schrecklicher Weise erneut. Vielerorts tobt Krieg, außerhalb Europas, aber auch in Europa. Aserbaidschan greift Bergkarabach an. Russland überfällt seit Februar 2022 die Ukraine, führt einen andauernden, brutalen Angriffs- und Vernichtungskrieg. Weil es nun schon so lange anhält, vergessen bzw. verdrängen viele auch das wieder. So hat der ukrainische Präsident bei der jüngsten UN-Vollversammlung diese Woche erlebt, dass mancher der Sache überdrüssig ist. Kriegstreiber und Angreifer setzen auf Gewöhnung und Verdrängung. Dagegen soll und will uns der heutige Weltfriedenstag mahnen: Krieg ist immer schreiendes Unrecht, Zerstörung von Leben. So dürfen wir als allererstes die Opfer nicht vergessen: Die Kinder in den Bunkern. Die Traumatisierten. Die Verwundeten. Die Getöteten. Sie zu erinnern veranstalten engagierte Christinnen und Christen mit der Berliner Versöhnungsgemeinde an jedem 24. eines Monats einen Trauerweg von der ukrainischen zur russischen Botschaft. Sie beten und erinnern uns öffentlich, die Toten nicht zu vergessen, alle Toten! All das bleibt getragen von der tiefen Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern, und der wichtigen Unterstützung für sie.
Der Weltfriedenstag heute ist ein Tag, den die Weltgemeinschaft der Kirchen zu einem Tag des Gebets für den Frieden erklärt hat. So bete ich heute das bekannte Friedensgebet von Franz von Assisi, das mit der Bitte beginnt: Gott, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens. Ich füge an: Dass wir das nie vergessen: Du willst Frieden, Gott. Zeig uns den Weg dahin und gib uns die Kraft dafür.