03.03.2023
Vor einer geplanten Klausur der Ampel-Koalition bekräftigte die Klimabewegung ihre Forderungen nach einem rascheren Ausbau erneuerbarer Energien. In Berlin beteiligten sich auch die beiden Bischöfe. Kritik kam von der Seenotretterin Carola Rackete.
„Fridays for Future“ hat am Freitag in Berlin erneut für mehr Klimaschutz demonstriert. An der Kundgebung in einem Park neben dem Wirtschafts- und Klimaschutzministerium zwei Tage vor einer geplanten Klausur der Ampel-Regierung nahmen nach Polizeiangaben mehrere tausend Menschen teil. Die Veranstalter sprachen von 18.000 Menschen. Anschließend zogen die Demonstranten durch das Regierungsviertel.
Es gebe eine breite gesellschaftliche Mehrheit für mehr Klimaschutz, betonte „Fridays for Future“. Die Politik halte sich jedoch weder an die Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag noch an das Klimaschutzgesetz.
Unter den Teilnehmern waren auch der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein und der katholische Erzbischof Heiner Koch. Stäblein sagte, das nächste Zeitalter müsse eines der Demut sein: „Demütig müssen wir bekennen, dass wir in die Irre gegangen sind, als wir meinten, wir könnten die Schöpfung immer weiter ausbeuten. Heute sehen wir, was wir ihr für Wunden geschlagen haben.“ Vieles lasse sich nicht mehr rückgängig machen. Aber die Menschen könnten immer noch heute damit anfangen, sozial und nachhaltig zu leben und zu wirtschaften.
Erzbischof Koch erinnerte daran, dass hohe Energiepreise viele Menschen belasten: „Als Kirche nehmen wir diese Sorgen sehr ernst.“ Die Energiekrise dränge aber auch, endlich wirksam gegen die Klimakrise vorzugehen. Zur Abschlusskundgebung wurde auch der Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erwartet.
Zu den Protestaktionen für eine Verkehrswende hatten „Fridays for Future“ und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gemeinsam aufgerufen. Klimaschützer und Beschäftigte im öffentlichen Nahverkehr gingen am Freitag bundesweit für bessere Arbeitsbedingungen in den Verkehrsbetrieben und ein Ende des Autobahnausbaus auf die Straße.
Der Ausbau erneuerbarer Energien schreite zu langsam voran, kritisierte „Fridays for Future“. Dörfer würden für den Kohleabbau abgebaggert und neue LNG-Terminals im Schnellverfahren genehmigt, während die Klimakrise überall auf der Welt sichtbar eskaliere.
Unterdessen forderte die Naturschutzaktivistin und frühere Seenotretterin Carola Rackete von der Klimabewegung mehr Aufmerksamkeit für die soziale Frage. Um wieder mehr Beteiligung zu generieren, brauchten Klimaschutzakteure wie „Fridays for Future“ und die „Letzte Generation“ eine breitere gesellschaftliche Verankerung, sagte Rackete der Berliner „tageszeitung“ (Freitag).
Die Klimabewegung habe sich zu sehr auf Waldbesetzungen oder Aktionen zivilen Ungehorsams fokussiert und sich zu wenig mit Basisarbeit und Konzepten auseinandergesetzt. „Wenn wir konkrete sozial-ökologische Projekte unterstützen, können wir mehr Menschen motivieren, mitzumachen“, sagte Rackete: „Die Erfolge sehe ich dann eher auf lokaler oder regionaler Ebene.“
Die 34-jährige Rackete wurde international bekannt, als sie 2019 als Kapitänin des Seenotrettungsboots Sea-Watch 3 mit 53 aus Libyen stammenden Flüchtlingen gegen den Willen der italienischen Behörden den Hafen von Lampedusa anlief.
epd/EKBO
Statement Christian Stäblein: „Das nächste Zeitalter muss ein Zeitalter der Demut sein. Demütig müssen wir bekennen, dass wir in die Irre gegangen sind, als wir meinten, wir könnten die Schöpfung immer weiter ausbeuten. Heute sehen wir, was wir ihr für Wunden geschlagen haben. Vieles lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Aber wir können immer noch heute damit anfangen, anders zu leben und zu wirtschaften, sozial und nachhaltig. Geschwisterlich und gerecht. Dafür machen wir unsere Stimmen laut. “