29.05.2022
Beim großen Tauffest wurden 13 Menschen in die evangelische Kirchengemeinschaft aufgenommen
Von Joram Bick
Das Zelt wackelt und ächzt unter den Wehen des Sturms auf der Elbwiese. Doch Pfarrerin Anna Trapp lässt sich nicht abbringen. Wie bei einigen Veranstaltungen des Elbekirchentags musste auch bei dem großen Tauffest umgeplant werden. Statt ganz klassisch in der Elbe, wird nun dicht an dicht im Großen Zelt getauft. 13 Täuflinge sind bereit für ihren großen Tag – und falls Pfarrerin Trapp ob der Umstände enttäuscht ist, lässt sich nichts anmerken.
Einen Tag vorher wurde der Kirchentag in der Lenzener St. Katharinen Kirche eröffnet. Wenige Minuten von der Elbe entfernt, schlängelt sich dieser kleine Prignitzer Ort um eine Handvoll Straßen. Der ruhige Eindruck verbirgt aber eine bewegte Historie, das macht Superintendentin Eva-Marie Menard beim Eröffnungsgottesdienst klar, denn die deutsch-deutsche Grenze verlief genau hier. Ortsfremde konnten damals Lenzen nur mit einem Passierscheins erreichen und die Genehmigung wurde in der Regel nur Verwandten ersten Grades erteilt. Damit endete aber Lenzens Rolle im Mittelpunkt der Deutschen Geschichte nicht. Das wird klar, wenn zum Ende der Auftaktfeier ein großes, morsch aussehendes Kreuz präsentiert wird. Lenzen hatte in seiner Geschichte oft mit Hochwasser zu kämpfen, bei der Flutkatastrophe 2002 musste der Deich hier unter großen Anstrengungen verteidigt werden. Deshalb ist das „Elbe-Wasser-Kreuz“ ein Symbol der Beharrlichkeit, dass seitdem von Elbekirchentag zu Elbekirchentag reist.
Plötzlich kommt Bewegung in das Tauffest, 11 Täuflinge sind schon durch, aber zwei mutige wollen dem Unwetter trotzen und sich nur wenige Schritte vom Zelt entfernt in die Elbe stellen und dort offiziell in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Und so zieht eine kleine Traube Menschen zum Elbufer und beobachtet, wie Pfarrerin Anna Trapp mit ihren Täuflingen ohne zu Zögern die letzten Schritte ins Wasser macht, bis sie knietief im Fluss stehen. Für einen Moment scheint das Wetter aufzuhellen. Und für einen Moment sieht dieser gewaltige Fluss mit bewegter Geschichte so friedlich aus.