Gemeinsam für Menschlichkeit und Frieden

Der Schock sitzt und er sitzt tief. Die Demütigung, die Donald Trump und sein Vize dem ukrainischen Präsidenten zugefügt haben, hat einerseits bestätigt, was wir schon vorher von diesem Präsidenten wussten. Und andererseits hat es nochmal alles in den Schatten gestellt. Hat das Gefühl gegeben, dass das, was einst als Wertegemeinschaft in Richtung Westen selbstverständlich war, nicht mehr wirklich existiert. So gesehen schlägt jetzt also unsere Stunde in Europa. So oder so, das Stundenschlagen lässt sich ja doppeldeutig verstehen.

In dieser Woche bin ich mit einer kleinen Delegation aus der Evangelischen Kirche Deutschlands zu Besuch und zu Gesprächen in Polen. Von dort schreibe ich jetzt. Ich bin dankbar, froh über die enge Verbindung und Partnerschaft, die wir zwischen den Ländern haben, gerade wir in Brandenburg leben an vielen Stellen davon. Es ist ein großes Glück – und viele Jahrzehnte Arbeit auch – dass wir nach der schrecklichen Geschichte des letzten Jahrhunderts so zueinander gefunden haben. Ich bin überzeugt: wir brauchen das gerade heute, Polen und Deutschland bilden gemeinsam ein Herz in der Mitte Europas, eines unter vielen. Und gerade jetzt ist Herz gefragt. Das hört man auch in den Gesprächen, die wir bei dieser Reise mit Menschen aus der Ukraine haben. Es ist eine so verzweifelte Lage gerade. Aber sie wissen genau, worauf es ankommt. Mensch bleiben, Haltung zeigen, nach Freunden fragen.

Es ist ein Besuch der Kirchen untereinander. Ökumene nennen wir das. Also Gemeinschaft der Kirchen in Europa und der Welt. Es schlägt in diesen Zeiten auch die Stunde dieser Ökumene. Gemeinsam nach Wegen suchen. Auf das Leid des anderen hören. Helfen, beistehen, einen langen Atem dabei haben. Partnerschaft mit der Kirche in der Ukraine suchen. Das ist, wozu die Stunde schlägt. Ein altes Bild ist das ja vom Stundenschlag. Gemeint war und ist wohl die Uhr, die früher vom Kirchturm zum Gebet rief, mehrmals am Tag. Also: Gemeinsam Beten. Für Frieden. Und Menschlichkeit. Dass wir die Menschen nicht verraten.