17.02.2025
Rede von Bischof Christian Stäblein und Rabbiner Andreas Nachama auf der Kundgebung am 16. Februar 2025 auf dem Bebelplatz
Rede von Bischof Christian Stäblein und Rabbiner Andreas Nachama auf der Kundgebung: #MutigMenschlichMiteinander:
„Wer ein Leben zerstört, zerstört eine ganze Welt!“ Der Satz findet sich im Talmud, aber auch im Koran. Wie so oft, die Heiligen Schriften sind nah beieinander. Und wie so oft, die Menschen sind so sehr gegeneinander. Um Menschen zusammenzubringen, sind wir heute heute hier. Wir stehen zusammen. Und wir sind so viele! Danke, dass ihr alle gekommen seid. Um Menschen zusammen zu bringen, bauen wir das House of One, Moschee, Kirche, Synagoge unter einem Dach.
zu deutsch: Man kann Gerechtigkeit nur durch Gerechtigkeit verfolgen und erzielen.
Unser Staat ist ein Rechtsstaat, mit einem jedes Menschenleben schützenden Grundgesetz, mit umfassenden Grundwerten und einer bewährten Justiz. Unser Rechtsstaat hat Prinzipien und gute Grundsätze. Für schwere Verbrechn gibt es harte Strafen. Doch es gibt keine kollektive Schuld. Es gibt keine Sippenhaft für ganze Gruppen. . Jede Kette ist aber nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Die Rechte eines jeden Einzelnen sind nur so groß, wie die derjenigen, die von einer vermeintlich sich im Recht befindenden Mehrheit in Sippenhaft genommen werden.
Liebe Freundinnen und Freunde der Demokratie und Menschlichkeit!
Es ist gut, dass wir heute hier Hand in Hand stehen. Demokratie gründet in der Menschenwürde, die jedem Menschen von Gott zugesprochen ist.
Unantastbar, unzerstörbar. Unabhängig von Religion, Geschlecht, Herkunft, egal, ob reich oder arm. Jeder Mensch hat Würde. Deshalb stehen wir hier, Rabbiner und Bischof, um an diesem Platz daran zu erinnern. An einem Platz, auf dem 1933 Bücher verbrannt wurden und damit die Freiheit des Denkens und Sprechens verboten wurde, an dem es begann, dass über schreckliche Jahre hinweg die Würde von Millionen von Menschen zertreten wurden und ein großes Morden begann. Die Achtung vor der Menschenwürde, die Menschlichkeit, bringt uns heute zusammen, die Achtung gegenüber jedem und jeder.
Wir denken an die, die bei dem Anschlag in München verletzt wurden. An alle, die schweren Schaden an Leib und Seele genommen haben. Das beklagen wir und das sagen wir laut. Es ist gut, dass wir mit einer Schweigeminute begonnen haben für die Opfer in München. Im Schweigen rufen wir auch zu Gott und sagen ihm, was unser Herz bewegt.
Niemand soll uns und die Welt zerteilen in Gut und Böse. Und, das sage ich an uns auch selbstkritisch: Es ist manchmal verführerisch einfach, die Welt in Gut und Böse zu teilen. Wir brauchen das ganze Spektrum an Demokratinnen und Demokraten, viele verschiedene Meinungen und auch den Streit über Ideen, von links bis rechts.
Zur Demokratie gehört es, andere Meinungen auszuhalten, offen, beherzt und mutig. Wir brauchen alle, die für die Demokratie einstehen in diesen Tagen. Wir schaffen es nur gemeinsam, miteinander, Hand in Hand unsere Demokratie zu schützen und zu verteidigen gegenüber denen, die die Demokratie kaputt machen wollen und Menschen ausgrenzen.
Entschieden und laut sind wir in dieser Stadt und in diesem Land, in diesem Europa gegen jede Form von Antisemitismus. Und gegen jede Form pauschaler Verurteilung von Muslimen und Muslima. Nächste Woche jähren sich die schrecklichen Morde von Hanau zum fünften Mal. Muslima und Muslime, Jüdinnen und Juden müssen in unserem Land sicher leben können.
Nachama: Hand in Hand stehen wir hier, Rabbiner und Bischof. Wir lassen uns nicht teilen, wir lassen diese Gesellschaft nicht teilen, wir lassen die Würde, die alle Menschen miteinander teilen, nicht zerteilen. Hand in Hand. Bleibt behütet.