Hunderttausende Besucher beim Berliner CSD am 23. Juli 2022

24.07.2022

unter dem Motto: "United in Love! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung"

Als Zeichen für Toleranz, Offenheit und Vielfalt wehten anlässlich des Berliner Christopher Street Days (CSD) vor dem Bundeskanzleramt und auf dem Reichstagsgebäude Regenbogenfahnen. Dennoch wird anhaltende Diskriminierung beklagt.

Berlin (epd). Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat in Berlin am Samstag wieder der Christopher Street Day (CSD) stattgefunden. Hunderttausende hätten dabei ein „starkes Zeichen für Vielfalt, Freiheit und Respekt und gegen Hass, Krieg und Diskriminierung“ gesetzt, erklärte die Berliner Senatskanzlei auf Twitter. Die Polizei sprach von 150.000 Teilnehmern. Vor dem Bundeskanzleramt und auf dem Reichstagsgebäude wehten aus diesem Anlass zum ersten Mal Regenbogenfahnen.

Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) legte zum Gedenken an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Homosexuellen einen Kranz am Denkmal in Tiergarten nieder, bevor er die Parade offiziell eröffnete. Die 7,4 Kilometer lange Strecke startete am Spittelmarkt in Berlin-Mitte und führte in einem Rundkurs durch Schöneberg vorbei am Nollendorfplatz über den Großen Stern und Siegessäule bis zum Brandenburger Tor.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) beklagte anlässlich des CSD Diskriminierung sexueller Minderheiten: „Auch heute noch werden Menschen, die sich zur LSBTI-Community zählen, ausgegrenzt und sogar körperlich angegriffen.“ Die Geschichte des Christopher Street Days erzähle von Mut, Freiheit und dem Wunsch nach Selbstbestimmung, aber auch von Diskriminierung und Gewalt. LSBTI steht für Lesben, Schwule, Bi-, Trans und Intersexuelle.

„Hass und Ausgrenzung müssen wir uns deshalb entschieden entgegenstellen“, mahnte Giffey. Sie forderte alle Bürgerinnen und Bürger auf, derartiges Verhalten nicht zu ignorieren, sondern klar Haltung dagegen zu beziehen.

Giffeys Vorgänger als Berlins Regierender Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), wies ebenfalls auf weiterhin anhaltende Diskriminierung von Homosexuellen hin. „Wenn man bedenkt, dass im Jugendfußball noch immer 'Du schwule Sau' in den Kabinen gehört wird, weiß man, dass es da noch viel zu tun gibt“, sagte er der „Berliner Zeitung“ (Samstag, Print). Es müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Die gängige Haltung gegenüber Homosexualität in Ämtern habe sich während seiner Amtszeit als Regierender Bürgermeister zwischen 2001 und 2014 an der Devise „Du darfst es sein, aber behalte es bitte für dich“ orientiert. Das habe sich bis heute in Bereichen wie dem Profifußball nicht verändert. Der Fußballspieler Thomas Hitzlsperger etwa habe sich erst nach seinem Karriereende geoutet. Der ehemalige Vorstandschef des VfB Stuttgart erzählte Wowereit demnach, ihm sei dringend abgeraten worden, das in seiner Zeit als aktiver Fußballer zu tun: „Ich kann schon verstehen, dass man sich in einem solchen Umfeld nicht als schwuler Mann outen möchte.“

Bereits am Vortag hatte Kultursenator Lederer anlässlich des CSD an einem multireligiösen Gottesdienst in der St. Marienkirche in Berlin-Mitte teilgenommen. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz beteiligte sich am CSD mit einem Wagen, der unter dem Motto „Liebe tut der Seele gut“ fuhr.

Einen kurzen Rückblick zum CSD 2022 finden Sie auch auf der Webseite vom Kirchenkreis Berlin Stadtmitte.

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