Kirchen starten Anfang 2021 Plakat-Kampagne gegen Antisemitismus

11.11.2020

#beziehungsweise: jüdisch und christlich - näher als du denkst

Christliches Kreuz und jüdischer Davidstern im Hoffnungslicht. Fotos: Aaron Burden und David Holifield / UnsplashChristliches Kreuz und jüdischer Davidstern im Hoffnungslicht. Fotos: Aaron Burden und David Holifield / Unsplash

An die mindestens 1.700-jährige jüdische Geschichte in Deutschland wird im kommenden Jahr erinnert. Ein Beitrag zu dem Festjahr ist auch eine Plakat-Kampagne der Kirchen.

Berlin (epd). Mit einer Plakat-Kampagne wollen beide großen Kirchen ab Januar nächsten Jahres ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen. Kernanliegen der Initiative "#beziehungsweise: jüdisch und christlich - näher als du denkst" sei es zudem, die Gemeinsamkeiten zwischen Juden und Christen in den Festen und im religiösen Leben aufzuzeigen, hieß es am Mittwoch bei der online übertragenen Vorstellung aus Berlin. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, begrüßte das Projekt als wichtigen Beitrag zur Aufklärung gegen weit verbreitete Vorurteile in der Gesellschaft.

Klein sagte, es gebe noch immer einen weit verbreiteten Glauben in Deutschland, dass die Bekämpfung von Antisemitismus die Mehrheit der Bevölkerung nichts anginge. Viele fühlten sich nicht betroffen und nicht angesprochen, dagegen aktiv zu werden. Er begrüße daher die Initiative, die Gemeinsamkeiten von Juden und Christen im religiösen Leben aufzuzeigen und damit die Verbundenheit der jüdischen und christlichen Tradition zu verdeutlichen. Denn Unwissenheit mache empfänglich für Vorurteile.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagte in einem Online-Grußwort, es müsse deutlich werden, dass Antisemitismus Sünde sei und allem widerspreche, wofür das Christentum steht. Die Initiative bringe wichtige Erkenntnisse aus dem christlich-jüdischen Dialog in die Öffentlichkeit. Es werde aber auch "nicht darüber hinweggesehen", wie sehr auch der christliche Antisemitismus zur unheilvollen Geschichte der Judenverfolgung beigetragen habe. Es sei daher wichtig, ein Zeichen gegen einen neu aufschwellenden Antisemitismus zu setzen.

Der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr erklärte, ohne das Judentum sei der christliche Glaube nicht zu verstehen. Seit einigen Jahren nehme der Antisemitismus in Deutschland wieder zu. Dies dürfe niemanden gleichgültig lassen: "Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Juden beleidigt oder angegriffen werden", so der Leiter der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum in der katholischen Bischofskonferenz: "Und wir dürfen nicht weghören, wenn über Judenwitze gelacht, wenn über eine angebliche jüdische Weltverschwörung schwadroniert oder der Staat Israel dämonisiert wird", so Neymeyr.
Das kommende Jahr sei auch ein Festjahr, mit dem 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert werde, so Klein. Mit dem Gedenkjahr wird an das Dekret des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 erinnert, in dem Juden der Zugang zu Ämtern in Köln erlaubt wird.

Der Berliner Rabbiner Andreas Nachama erklärte, die Kirchen seien Teil dieser Gesellschaft, "also wird es auch dort Antisemitismus geben, auch wenn ich in vielen Begegnungen mit Christinnen und Christen diese Erfahrung nicht gemacht habe". Zugleich würdigte er die Plakat-Kampagne als "wunderbaren Versuch", das jüdisch-christliche Gespräch anzuregen. Gut sei auch, dass dabei die Unterschiede nicht "weggeschliffen" würden.

Der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck sagte bei der Vorstellung in Berlin, die Initiative könne zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitragen. Dies könne zu einem freundlicheren und rücksichtsvolleren Umgang miteinander führen.

Die Kampagne soll bundesweit im Januar starten und bis Dezember 2021 laufen, so die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein. Kernstück sind monatlich wechselnde Plakate, die jüdische und christliche Feste erklären und Übereinstimmungen wie auch Unterschiede beider Traditionen aufzeigen. Die Plakate können in den Gemeinden aufgehängt werden und haben einen QR-Code, der zu weiteren Informationen führt. Das aus einer Initiative der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz entstandene Projekt wird von der EKD und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz mitgetragen.

Ein Interview mit Ideengeber und Mitinitiator Pfarrer Ulrich Kastner finden Sie in der Wochenzeitung "die kirche"

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