Kommt jetzt wirklich die „Zeit der Freude“?

27.11.2021

Interview mit dem Bischof zum Beginn der zweiten Adventszeit in pandemischen Zeiten

Bischof Christian Stäblein bei der Eröffnung der EKBO-Weihnachtskampagne 2020. Foto: Matthias Kauffmann / EKBOBischof Christian Stäblein bei der Eröffnung der EKBO-Weihnachtskampagne 2020. Foto: Matthias Kauffmann / EKBO

Am Sonntag, 28.11., beginnt die Adventszeit. Der erste Advent läutet auch die zweite durch Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln geprägte-Adventszeit ein. Was das für die Kirche bedeutet, wie sie Menschen dennoch nahekommen will – und warum Advent und Weihnachten trotz allem eine Zeit der Vorfreude und Freude ist, erläutert Bischof Christian Stäblein im Interview mit ekbo.de.

ekbo.de: Herr Stäblein, wir gehen in den zweiten Corona-Winter. Jeden Tag ändern sich die Zahlen, von Infizierten, von Kranken, von Toten, von Verärgerten – und mit ihnen die Regeln. „Jetzt ist die Zeit der Freude" verheißt dennoch die Kirche mit Plakaten und Materialien. Ist das wirklich so?

Bischof Christian Stäblein: Die vierte Welle fordert uns. Freude ist momentan kaum zu spüren, eher Bedrückung, Angst, Sorge. Als wir uns im September für den Weihnachts-Slogan „Jetzt ist die Zeit der Freude“ entschieden haben, da hatten wir noch die Hoffnung, wir könnten Weihnachten in diesem Jahr wieder unbeschwerter feiern. Nun haben wir natürlich kurz überlegt, ob man die Banner und Plakate  lieber in der Kiste lässt. Aber wäre das richtig? Das Licht, das mit Gottes Geburt als Kind in die Welt kommt, ist groß und tief. Die Freude darüber war nie eine, die die Bedrängnis und die Not in der Welt überspielt oder einfach verdrängt. Jesus kommt im Stall zur Welt, in Armut und Ohnmacht. Im Dunkeln kommt Gott in die Welt, verwandelt sie, macht sie hell. Wir haben momentan eine Zeit der Sorge. Und wir haben die Zeit der Freude. Mit dieser Spannung leben wir.

ekbo.de: Auch bei Gemeindeveranstaltungen und Gottesdiensten gilt zum Teil die 2-G-Regel – oder sie wird noch eingeführt. Was sagen Sie Menschen, die nicht geimpft sind – aus medizinischen oder andere Gründen –, die sich ausgeschlossen fühlen von den kirchlichen Weihnachtsvorbereitungen, oder gar vom Weihnachtsfest?

Stäblein: Niemand wird vom Weihnachtsfest ausgeschlossen. Alle sind eingeladen, sich über Gottes Geburt zu freuen und sie zu feiern. Nur in verschiedenen Formen leider, da wir die Verantwortung dafür tragen, dass sich möglichst niemand bei einem Gottesdienst ansteckt. So feiern wir in diesem Jahr an vielen Orten Gottesdienste nach 2-G- und 3-G-Regeln, aber es wird auch Gottesdienste, etwa open air, geben, zu denen alle kommen können. Im rbb wird wieder ein ökumenischer Weihnachtsgottesdienst übertragen, zahlreiche Gemeinden machen digitale Angebote. Wir werden vielfältige Formen anbieten, so dass für jeden etwas dabei ist. 

ekbo.de: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen in der kommenden Zeit – für Ehrenamtliche in den Gemeinden, für Pfarrpersonen, für die Kirchenmitglieder, für sich persönlich?

Stäblein: Wir sind jetzt wieder alle sehr gefordert, Pläne umzuwerfen, neue zu machen, uns selber umzustellen. Das ist schon ein Déjà-vu irgendwie und echt nicht einfach. Ich stelle bei vielen, auch bei mir, eine Müdigkeit fest. Der Ton wird wieder rauer, die Konflikte hitziger Wir dürfen vermutlich nicht unterschätzen, wie viel Kraft uns die Pandemie kostet. Die größte Herausforderung ist es vielleicht, Geduld mit anderen und mit uns selbst zu haben. Das, was wir immer predigen, für sich gelten zu lassen, ist oft schwer: barmherzig sein mit den anderen und mit sich selbst.

ekbo.de: Was kann die Kirche Ihrer Meinung nach tun, um trotz Kontaktbeschränkungen präsent zu sein, Hoffnung zu geben und ansprechbar zu bleiben?

Stäblein: Wir werden unsere Kirchen offen halten, wie seit Anfang der Pandemie. Kirchen sind Orte der Stille, Räume für das Gespräch mit Gott, für Andacht und Gottesdienst, so wie es möglich ist. Mir ist das wichtig, dass unsere Türen offen stehen. Und natürlich durch die Seelsorge. Da haben Pfarrerinnen und Pfarrer schon viele Formen entwickelt, die auch mit Kontaktbeschränkungen möglich sind. Manch eine ruft bei den Gemeindegliedern regelmäßig an, von denen sie weiß, dass sie einsam sind. Oder sie bieten Seelsorge-Spaziergänge an. Und wir haben natürlich das Corona-Seelsorgetelefon. Die Gemeinden verteilen Hausandachten oder planen Veranstaltungen draußen. So wie schon vergangenes Jahr werden wir auch an diesem Jahr Weihnachten präsent sein mit der frohen und Hoffnung schenkenden Botschaft, dass Gott uns nah ist.

ekbo.de: Möchten Sie uns drei ganz persönliche Gründe nennen, warum für Sie die Advents- und Weihnachtszeit eine „Zeit der Freude“ ist?

Stäblein: Die Lieder. Die Lichter. Die Bläser. Die vielen guten Worte. Oh, sind schon vier. Gut, das erstere, das Singen, ist jetzt schwieriger. Aber draußen und mit Abstand könnte singen ja gehen. Oh Heiland, reiß die Himmel auf. Dieser adventliche Ruf passt dieses Jahr wohl besonders gut.

Interview: Katharina Körting/ekbo.de

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