„Seit fünf Jahren beten wir jeden Tag für zu Unrecht Inhaftierte“

01.07.2022

Am 1. Juli um 18 Uhr: Die Initiative „Wachet und Betet – Freiheit Jetzt!“ an der Berliner Gethsemanekirche feiert ihr fünfjähriges Bestehen

Vor der Gethsemanekirche. Foto: Eva von Schirach

Es begann vor fünf Jahren mit einem täglichen Gebet für die Freilassung Peter Steudtners. Steudtner, Menschenrechtsaktivist und Dokumentarfilmer, wurde am 5. Juli 2017 zusammen mit Kolleginnen und Kollegen in der Türkei festgenommen und inhaftiert. Spontan bildete sich in seiner Heimat-Kirchengemeinde eine Gebetsgruppe, die Briefe an das Auswärtige Amt schrieb und sich täglich in der Gethsemanekirche in Berlin Prenzlauer Berg zum Gebet traf. Seit Steudtners Freilassung beten jeden Tag um 18 Uhr Menschen in der Gethsemanekirche für politische Gefangene. Am 1. Juli feiert die Gruppe „Wachet und Betet – Freiheit Jetzt!“ ihr fünfjähriges Bestehen.

„Mit unserem Fest wollen wir ein Zeichen der Hoffnung setzen für die Menschen in der Ukraine, Türkei, in Belarus, Kuba und an vielen anderen Orten, wo Menschenrechte missachtet werden und Macht missbraucht wird“, heißt es in der Einladung. Solidarität und Hoffnung brauchte es auch ab Sommer 2018. Die Kölner Sängerin Hozan Canê und ihre Tochter, die Sozialarbeiterin Günül Örs, die wegen angeblicher Terrorunterstützung inhaftiert worden waren, kamen erst nach drei Jahren in der Türkei im vergangenen Sommer frei. Bei der Feier des fünfjährigen Bestehens von „Wachet und Betet“ kann das erhoffte Konzert in Freiheit mit Hozan Canê & Band stattfinden.

Aktuell unterstützt die Gruppe den Dresdner Luis Frómeta Compte, der auf Kuba inhaftiert ist. Die Initiative hat inzwischen viele Kontakte zu internationalen Menschenrechtsaktivisten: Vor einem Jahr kamen unter anderen die belarusische Bürgerrechtlerin und Präsidentschaftskandidatin Swjatlana Tichanowskaja mit Bischof Christian Stäblein zum Gebet für Belarus in die Gethsemanekirche. Sogar während des pandemiebedingten Lockdowns gingen die Gebete weiter – von zu Hause aus. „Wir treffen uns täglich, weil die Inhaftierten ja auch nicht nur montags oder mittwochs in Haft sind“, sagt Hannah-Maria Liedtke, eine der Initiatorinnen. „Alle können sich daran beteiligen, an jedem Ort, wenn um 18 Uhr das Glockengeläut der Kirchen dazu ruft.“

„Wachet und betet“ ist die Aufforderung Jesu vor seiner Verhaftung im Garten Gethsemane an seine Jünger und wurde bereits während der Friedlichen Revolution für die Mahnwache für zu Unrecht Inhaftierte verwendet.

Termin:

1. Juli 2022 in der Gethsemanekirche, Stargarder Straße 77, Berlin-Prenzlauer Berg
18 Uhr: gemeinsames Gebet für zu Unrecht Inhaftierte
Ab 19 Uhr Musik – Hozan Canê & Band, Clemens Hoffmann & Andrea Mozzato

Außerdem: Texte, Musik, Getränke, Imbiss, Briefe schreiben an Inhaftierte und ein Büchertisch

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