„Wir befinden uns in einer Kampfsituation“

25.10.2021

Altbischof Dröge inspiriert Fachtag „Infizierter Zusammenhalt – Impulse Für ein demokratisches Miteinander“

Altbischof Markus Dröge hat sein Referat auf dem Fachtag am 25. Oktober 2021 als knapp 25minütiges Video vorbereitet.

Beim ersten gemeinsamen Fachtag „Kooperationsverbundes der evangelischen Demokratie-Projekte in Diakonie und Kirche hat Altbischof Markus Dröge eine „Kampfsituation“ identifiziert. „Werden die menschenverachtenden totalitären Systeme sich durchsetzen, die weltweit die Nation und die Religion populistisch verbinden, oder wird sich die Ethik der Menschenwürde und der allgemeinen universalen Menschenrechte durchsetzen?“

Den Dienst der Kirche und der Christen am demokratischen Gemeinwesen sah er „im Kern unseres Glaubens verankert“. Im Vergleich zu anderen Gesellschaftsformen verwirkliche die freiheitliche Demokratie „am weitreichendsten die Ermöglichung von Menschenrechten“. Es sei Aufgabe der Protestanten, für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt einzutreten: „Der Einsatz für Demokratie ist für mich ein gesellschaftsdiakonisches Engagement“.

Die Christen hätten einen weiten Lernweg hinter sich. Christen in der AfD fielen hinter das Erreichte zurück, indem sie alten theologischen Nationalismus oder das Reden vom Völkischen als angeblich schöpfungsgemäß wieder hochholten und so theologische Erkenntnisse und Erfolge in der Aufarbeitung des innerkirchlichen Antisemitismus in Frage stellen.

Obwohl Demokratie „ein anstrengender und zeitaufwändiger Aushandlungsprozess“ sei, handle es sich um „das derzeit bestmögliche System, um die Rechte und Würde aller Menschen zu achten“. Dieses System müsse war dringend weiterentwickelt werden: hin zu mehr Teilhabemöglichkeiten, Einbeziehung der Rechte der Umwelt, mehr sozialer Gerechtigkeit. „Aber gleichzeitig haben wir mit aller geistig-geistlichen Macht die Versuche abzuwehren, das bisher demokratisch Erreichte subversiv durch destruktive parlamentarische Arbeit und öffentlich publizistische Aktivitäten zu bekämpfen und nationale, autoritäre, oft religiös verbrämte Konzepte neu zu propagieren.“

Der besondere evangelische Beitrag im Kampf gegen populistische Vereinfachung, Demokratiefeindlichlkeit und den Rückschritt ins Autoritäre, Völkische, Antisemitische ergebe sich aus der reformatorischen Gewissensfreiheit einerseits und der Verantwortung für das Gemeinwesen andererseits. Das evangelische Engagement reiche von der Wertevermittlung im Konfirmandenunterricht über befreiende und motivierende Gottesdienste bis hin zu öffentlichen Stellungnahmen der Kirche.

Aktuell seien dabei folgende Punkte besonders notwendig:

1.      Eine klare Grundhaltung mit dem Mut, sich in Diskussionen hineinzubegeben. Kirche müsse Meinungen moderieren und jeden Menschen ernst nehmen, sei aber“ nicht nur eine moderierende Kirche“. Beispielsweise dürfe Kirche zum einkalkulierten Sterben von Menschen im Rahmen einer europäischen Abschreckungsstrategie gegen Flüchtlinge nicht neutral schweigen

2.      Sensible Sprache ist Voraussetzung dafür, dass Demokratie gelingen kann: „Menschenverachtung fängt mit der Verrohung von Sprache an“, das stehe schon in der Bergpredigt. Es gelte, Achtung für jeden Menschen auszudrücken und eine wahrhaftige Sprache zu verwenden, die das Gegenargument nicht unterdrückt. Die meinungsäußernde Person dürfe man nicht verachten“, betonte der Altbischof, aber die Menschenfeindliche Meinung müsse man „scharf bekämpfen“.

3.      Die aufklärerische Tradition stark machen. Dröge hob in diesem Zusammenhang „die besondere Affinität des Protestantismus zur Vernunft“ hervor. „Wenn wir heute die Demokratie beschützen wollen, müssen wir Obskurantismus beim Namen nennen.“

4.      Für die Versöhnung der Nationen und Religionen eintreten

5.      Weiterentwicklung der Demokratie

Mit Blick auf die propagandistische Kraft von uralten Vorurteilen und etwas Verschwörungstheorien über ein „Weltjudentum“ äußerte Dröge Bedauern. Die antijudaistische Tradition gehe bis ins Mittelalter zurück. „Das scheint das scheint immer noch verwurzelt zu sein“, trotz christlich-jüdischen Dialogs und jahrzehntelanger Aufarbeitung des Antisemitismus. „Das ist mehr als traurig“, sagte Dröge. Im Grunde sei alles sei „theologisch aufgearbeitet und als Fehldeutung entlarvt“. Da könnten Christen „nichts anderes machen als einen klaren Kopf behalten und immer weiter an diesen Themen arbeiten“.

Dröge war von 2009 bis 2019 Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO)  Landesbischof der EKBO. In seiner Amtszeit hat er, auch im Gespräch mit AfD-Politikern, engagiert gegen Antisemitismus und die neue Rechte gesprochen. Im Ruhestand ist er noch aktiv im Nationalen Begleitgremium zur Atommüll-Endlagersuche und in der Stiftung Zukunft Berlin.

Der Fachtag richtete sich an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende, Fach- und Führungskräfte aus kirchlichen und diakonischen Einrichtungen und Diensten. Mehr Informationen zum Programm des Fachtags gibt es hier.

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